GiG-Kalender Februar 2019

 GiG-Kalender Februar 2019 

Erinnerungen an Pastor Albertz

Ende Februar 1975, erste Frühlingssonne in Schlachtensee, kurz vor den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus. Da meldeten die Berliner Radiosender in ihren Frühnachrichten: Der CDU-Politiker Peter Lorenz, der Spitzenkandidat für das Amt des Regierenden Bürgermeisters, wurde nahe seiner Wohnung in Schlachtensee entführt und an einem unbekannten Ort gefangen gehalten. Die Öffentlichkeit wurde durch ein Plakat mit einem Foto von Peter Lorenz darüber informiert, dass er ein Gefangener der „Bewegung 2. Juni“ sei. Sie forderte für die Freilassung von Peter Lorenz die Freilassung von fünf inhaftierten Terroristen der RAF.

Die Bewegung 2. Juni war eine linksextremistische Gruppe, die in Berlin agierte. Der Name der Gruppe erinnerte an den Tod von Benno Ohnesorg, der während der Unruhen um den Berlin-Besuch des Schahs von Persien 1967 ums Leben gekommen war. Der damals Regierende Bürgermeister von Berlin war Heinrich Albertz . Er trat im Zusammenhang dieser Ereignisse von seinem Amt zurück, arbeitete wieder als Theologe und kam schließlich als Pfarrer in seine Heimatgemeinde Schlachtensee.

In Berlin und in Bonn wurde von den Politikern verhandelt und beschlossen, auf jeden Fall Peter Lorenz zu retten. Die Entführer forderten, die freigelassenen Terroristen nach Aden im Südjemen auszufliegen, wobei sie von Pastor Albertz begleitet werden wollten.

Die Verhandlungen dazu liefen bis in den Sonntag hinein. Pastor Albertz hatte zugesagt und wartete weitere Entscheidungen ab. Pünktlich erschien er zum Gottesdienst, den er an diesem Sonntag zu halten hatte. Zu Beginn wurde die Gemeinde, die zahlreich gekommen war, über die außergewöhnliche Situation informiert. Dann begann Pastor Albertz den Sonntagsgottesdienst. In der angespannten Stille sang und betete er mit uns und hielt dann die Predigt über den vorgeschriebenen Predigttext: Die Geschichte von Isaaks Opferung. Die Gemeinde erlebte eine bewegende Predigt, ein Zeugnis starken Glaubens.

Bis zum Start der Maschine, die die Terroristen mit ihrem Begleiter nach Aden fliegen sollte, vergingen noch viele Stunden. Stunden des Bangens nicht nur für Pastor Albertz und seine Frau, für alle, die an dieser Aktion beteiligt und verantwortlich waren. Als die Polizei Pastor Albertz abholte, war bereits sein Sohn bei der Mutter angekommen.

In die Nacht hinein flog die Maschine. Die jungen, befreiten Terroristen flogen in eine unbekannte Zukunft, begleitet von einem, der sagte: „Ich habe sie ein paar Stunden ganz menschlich behandelt.“

Wie viele Menschen haben in jener Nacht gebangt und gebetet und auf einen rettenden Ausgang gehofft?

„An einem Tag, so schön wie heute“ war das Losungswort für die Befreiung von Peter Lorenz. Pastor Albertz brachte es mit. Nach einigen Stunden wurde Peter Lorenz aus seiner schrecklichen Gefangenschaft freigelassen.

Aus dem angstvollen Bangen wurde in den folgenden Tagen große Dankbarkeit. Nur langsam kamen die Schlachtenseer wieder zur Ruhe. Am nächsten Sonntag, eine Woche nach den Aufregungen und dem Aufbruch war die Kirche so voll wie sonst zu Weihnachten. Inmitten der Gemeinde saßen Peter Lorenz und seine Frau, Politiker und der Berliner Bischof. Auf der Kanzel stand wieder Pastor Albertz. Man sah ihm die Strapazen der vergangenen Woche an, die Stimme war nicht so fest wie sonst. Aber er predigte wieder in seiner Gemeinde, betete mit ihr und sang Dank- und Loblieder. Viele Sätze seiner Predigt in Erinnerung wie dieser:

„Das Wichtigste ist natürlich, dass ein Mensch gerettet wurde, unser Bruder Lorenz, dass die Crew und ich wieder zu Hause sind. Aber dass die andere Welt, die Welt Abrahams, des Vaters, die Welt Jesu Christi, unseres Herrn und Heilandes, plötzlich sichtbar wurde in den Kellern des Frankfurter Flughafens, über dem Strand von Aden bei der Rückkehr, das ist der geheimnisvolle Segen, von dem in der uralten Geschichte im ersten Buch Mose die Rede ist.“ In einem der vielen Briefe, die Pastor Albertz erhielt, stand der Satz: „Das Ganze ist eine Botschaft aus einer anderen Welt“.

Von Inge Karnetzki & Till Hagen

 

Kalenderblatt Februar

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