Seit dem Jahr 1967 arbeitete ich in Zehlendorf als Diakonieschwester. Durch meine Arbeit als Kursleiterin von Weiterbildungsmaßnahmen hatte ich durchgängig Kontakt zu jungen Menschen, mit denen ich u.a. lange politische Diskussionen führen konnte. Auf diesem Wege konnte ich stets hautnah Veränderungen in der Gesellschaft und die Ideen der Jugend verfolgen. Doch auch in meiner Schwesternschaft war es von Bedeutung, regelmäßig an Bildungs- und Kulturangeboten teilzunehmen. Dafür besuchte ich auch die Kirche in Schlachtensee.
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Pfarrer Heinrich Albertz und Dr. Manfred Karnetzki. Sowohl den ehemaligen SPD-Politiker und Berliner Bürgermeister Albertz, als auch den Besitzer des Verdienstordens, Karnetzki, erlebte ich als äußerst eindrucksvoll, bescheiden und klar in ihrem Willen. Besonders ihre Predigten blieben mir in Erinnerung. Diese waren glaubensmäßig sehr klar, gleichzeitig aber am Zahn der Zeit und häufig auf die politischen Gegebenheiten bezogen.
Doch nicht nur die Schlachtenseer Kirchengemeinde, sondern auch der Schlachtensee an sich, hatte für mich besondere Vorzüge. Wenn es meine Arbeit als Diakonieschwester zuließ, nutze ich an warmen Sommertagen die Nähe zum See. Ich zog mir zu Hause rasch den Badeanzug an, umhüllte mich mit meinem Bademantel und fuhr mit meinem VW Käfer — später dann mit einem VW Golf — zum großen Parkplatz an der Fischerhüttenstraße. So konnte ich ohne großen Aufwand schwimmen gehen und den Schlachtensee genießen. Gerade bei Sonnenuntergang war es ein tolles Erlebnis, im rot gefärbten Wasser baden zu können.
Auch eine weitere schöne Erinnerung verbinde ich mit dem See. So entschloss ich mich regelmäßig am Sonntagmorgen mit dem Fahrrad zum Gottesdienst nach Schlachtensee zu fahren. Bevor der Gottesdienst begann, fuhr ich gern eine Runde um den Schlachtensee. Zu dieser Uhrzeit waren kaum Menschen unterwegs, gelegentlich konnte man aber auch spannenden Persönlichkeiten, wie den Pfarrer Albertz oder auch Willy Brandt am Wasser begegnen. Aufgrund der Ruhe war die Kulisse des Sees zauberhaft schön und still zu genießen. Ein Panorama, welches mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist!
Von Frau E. W.