Mit den Worten „Uhri Uhri“ verbinde ich nicht nur Schlechtes. Natürlich kommen mir erst einmal die schrecklichen Bilder des Kriegsendes 1945 in Erinnerung: Die Arme der Sieger bis zum Ellenbogen voll mit erbeuteten Uhren.
Sie konnten kein Deutsch, sie sagten nur: „Uhri Uhri“ und damit meinten sie wertvolle Uhren als ihre Kriegsbeute. Damit konnten sie Gewinn machen.
Dabei zeigte kaum eine der Uhren die richtige Uhrzeit an. Keine Uhr, die nicht ständig aufgezogen wurde, funktionierte noch so kurz nach Kriegsende 1945, ob Standuhr, Bahnhofsuhren oder noch größere Uhren.
So auch die Kirchturmuhr der Gemeinde Schlachtensee. Das Kirchendach war durch den Krieg zerstört, kaum jemand schien mehr zuständig zu sein in der Zeit nach dem Krieg. Man war nur froh, dass der Krieg vorbei war.
Als Kind erlebte ich das Ende des Krieges ganz intensiv. Die Stimmung war ähnlich wie Frühling, ein Aufatmen, ein Gefühl von Neubeginn, plötzlich wurde alles grün, überall sprossen die Blätter an den Bäumen, die Vögel begannen zu zwitschern, überall blühte der Flieder, allgemeine Aufbruchstimmung.
Dabei wusste nun niemand so richtig, wie spät es war. Ich erinnere mich, dass mein Vater, damals taub aus dem Krieg zurückgekehrt und engagiertes Kirchenmitglied, nach Kriegsende auf den Kirchenturm kletterte und, obwohl er kein Uhrmacher war, die Kirchturmuhr irgendwie wieder zum Laufen brachte. Meine Geschwister und ich standen damals unten auf der Wiese und schrien durch eine Luke im Turm dem Vater den Stand der beiden Zeiger zu, damit dieser die Uhr oben richtig stellen konnte.
Von da an wurde die Glocke der Kirche drei Mal am Tag um 8 Uhr morgens, zur Mittagszeit um 12 Uhr und nochmal abends um 18 Uhr geläutet.
Es war toll, dass die Uhr wieder ging!
Von F. M.-W.